Seid ihr schon mal aus Langeweile in der Amazon App gelandet? Oder „Einfach so“ ins Einkaufscenter gefahren? Wie oft habt ihr etwas gekauft, es ausgepackt und euch …. leer gefühlt? In der heutigen Gesellschaft passiert das immer öfter.
Da stellt man sich die Frage: Warum? Nun… let’s talk about chemistry.
Dopamin beim Einkauf
Dopamin ist der sogenannte „Belohnungsbotenstoff“. Er wird vor allem vor und während eines Einkaufs ausgeschüttet – also schon bei der Vorfreude auf etwas Neues oder beim Stöbern. Es motiviert euch, etwas zu tun, das potenziell „gut“ für euch ist (aus Sicht des Gehirns: überleben, belohnen, wohlfühlen).
Der schnelle Kick motiviert zu impulsiven Käufen. Wenn wir mit einbeziehen, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben, kommt es zu einem Problem: Überkonsum.
Was ist Überkonsum?
Überkonsum bedeutet, dass wir mehr Dinge kaufen oder verbrauchen, als wir wirklich brauchen. Das kann Kleidung, Essen, Technik oder andere Produkte betreffen. Oft passiert das aus Gewohnheit, Langeweile oder weil Werbung uns dazu verführt – auch wenn wir die Dinge gar nicht nutzen oder sie schnell wieder wegwerfen.
Wir werden ständig mit Werbung konfrontiert. Ob digital oder in der realen Welt, man entkommt ihr nicht. Alles ist zu jedem Zeitpunkt verfügbar. Noch vor hundert Jahren wurden die meisten Produkte lokal hergestellt. Wenig Auswahl und Verfügbarkeit ließen die Menschen genau überlegen, was sie in ihren Warenkorb legten.
Was sind die Folgen von Überkonsum?
Wirtschaft
In unserer heutigen Wirtschaft gilt Wachstum als oberstes Ziel. Unternehmen müssen jedes Jahr mehr verkaufen, produzieren und Profit erwirtschaften – sonst geraten sie unter Druck. Dieses System basiert auf der Idee, dass ständiges Wachstum gleichbedeutend mit Wohlstand und Stabilität ist. Doch dieses Wachstum hat einen Preis: Es braucht immer neuen Konsum.
Ständiges Wirtschaftswachstum funktioniert nur, wenn mehr produziert und konsumiert wird – auch dann, wenn wir es gar nicht brauchen.
Die Folgen:
• Umweltzerstörung durch Ressourcenabbau, Emissionen und Müll
• Ausbeutung von Mensch und Natur in globalen Lieferketten
• soziale Ungleichheit, da Profite oft nicht gerecht verteilt werden
Kurz gesagt: Der Wachstumszwang hält ein System am Laufen, das langfristig unsere Lebensgrundlagen gefährdet.
Gesellschaftlich
Überkonsum verändert nicht nur unseren Umgang mit Ressourcen, sondern unser gesellschaftliches Miteinander. Werte wie Langlebigkeit, Gemeinsinn oder das Teilen rücken zunehmend in den Hintergrund, stattdessen wird Identität immer häufiger über Besitz und Marken definiert.
Der Konsum ersetzt soziale Begegnungen, echte Gemeinschaft geht verloren und Einsamkeit nimmt zu. Wer konsumiert, zeigt, wer er sein will – doch diese Art von Zugehörigkeit bleibt oft oberflächlich.
Individuell
Überkonsum hat auf individueller Ebene spürbare Folgen. Wer ständig kauft, um sich zu belohnen, dazuzugehören oder etwas zu kompensieren, gerät leicht in eine finanzielle Schieflage: steigende Ausgaben, Ratenzahlungen, Schulden.
Dazu kommt psychische Erschöpfung durch Entscheidungsdruck, Reizüberflutung und das ständige Gefühl, nie genug zu haben. Obwohl die Wohnung voller Besitztümer ist, bleibt oft ein Gefühl von Leere zurück. Konsum verspricht kurzfristige Befriedigung, aber selten echte Erfüllung.
Was können wir dagegen tun?
Gegen Überkonsum können wir auf verschiedenen Ebenen aktiv werden:
• Bewusst konsumieren: Fragen wie „Brauche ich das wirklich?“ oder „Kann ich es leihen, tauschen oder gebraucht kaufen?“ helfen, den Autopiloten zu durchbrechen.
• Eigene Werte reflektieren: Statt Status über Dinge zu definieren, geht’s um Sinn, Verbindung und Zufriedenheit.
• Dinge reparieren, pflegen, weiternutzen – und sich dabei selbstwirksam erleben.
• Teilen statt besitzen: Tauschbörsen, Foodsharing, Bücherschränke oder Repair-Cafés fördern Begegnung und Ressourcenschonung.
• Über Konsum sprechen: Geschichten erzählen, Alternativen zeigen – ohne zu belehren.
• Wirtschaft neu denken: Weg vom Wachstumszwang, hin zu Gemeinwohl und Lebensqualität.
Überkonsum ist kein individuelles Versagen, sondern Ausdruck eines Systems, aber wir alle können Teil der Veränderung sein. Es schwächt soziale Werte und mentale Gesundheit. Wir können bewusst konsumieren, reparieren, teilen und gemeinsam an einem Systemwandel arbeiten.