Folgendes Szenario: Ihr öffnet den Kühlschrank und es stinkt. Verschimmelte Beeren, saure Joghurts und eine Packung, die zur Unkenntlichkeit aufgeblähter ist. Ihr denkt zurück: Wann habe ich das gekauft?
Überkonsum bei Lebensmitteln
Lebensmittel sind auch vom Überkonsum betroffen. Das Traurige daran ist: Sie haben ein Ablaufdatum und werden irgendwann schlecht.
Wenn man durch den Supermarkt geht, sieht man schnell Dinge, die man zusätzlich zum Wocheneinkauf mitnehmen kann.
„Mit diesen Himbeeren mach ich mir morgen ein Müsli“ (nie passiert)
„Ich trinke viel Kaffee, da brauch ich 3 L Milch.“ (1 L wurde verbraucht)
„Milchschnitten, die nehme ich mit.“ (sind am gleichen Tag verschwunden)
Lebensmittelverschwendung – Zahlen und Fakten
Weltweit landen rund ein Drittel aller produzierten Lebensmittel im Müll. Das sind jährlich ca. 1,3 Milliarden Tonnen. Österreich trägt ca. 1 Million Tonnen jährlich dazu bei, wovon fast die Hälfte aus privaten Haushalten stammt.
Lebensmittel werden verschwendet, weil sie optisch nicht der Norm entsprechen, zu viel eingekauft oder nicht rechtzeitig verbraucht werden. Auch falsche Lagerung, Missverständnisse beim Mindesthaltbarkeitsdatum und Überproduktion in Handel und Landwirtschaft spielen eine große Rolle. Wo wir gerade beim Thema sind:
Mindesthaltbarkeitsdatum
Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt an, bis wann ein Produkt mindestens seine Qualität behält – Geschmack, Farbe, Konsistenz. Nach Ablauf ist es nicht automatisch schlecht und kann oft noch bedenkenlos gegessen werden (z. B. Joghurt, Nudeln, Konserven).
Lebensmittel als Statussymbol
Für viele Menschen ist gesunde Ernährung längst zum Luxus geworden. Wer nur über ein geringes Einkommen verfügt, muss auf günstige, stark verarbeitete Produkte zurückgreifen und das aus Notwendigkeit. Gleichzeitig steigen die Preise für Grundnahrungsmittel stetig an.
Während in manchen Haushalten Lebensmittel achtlos entsorgt werden, reicht es andernorts kaum für das Nötigste. Sozialmärkte sind für viele unverzichtbar geworden. Die Armut zeigt sich im Kühlschrank: einseitig, unausgewogen, ungesund. Der Zugang zu guter Ernährung ist damit nicht nur eine Bildungsfrage, sondern eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.Besonders betroffen sind Alleinerziehende, Studierende, Familien mit mehreren Kindern oder Menschen mit Mindestsicherung.
Social Media & Food-Trends
Auf den Social-Media-Kanälen wird Essen zur Lifestyle-Show: Smoothie-Bowls, Matcha-Lattes, Chia-Samen und die neueste Diät sind allgegenwärtig. Wer mithalten will, muss nicht nur Zeit und Wissen, sondern auch Geld investieren. Diese Art von Ernährung ist nicht für alle zugänglich – sie verstärkt das Gefühl, nicht "gut genug" zu essen, obwohl viele Menschen schlicht keine Wahl haben.
Vor einiger Zeit gab es einen Trend in Amerika: In der Luxussupermarktkette Erewhon gibt es eine „Premium Erdbeere“ aus Kyoto, die bis zu 20 USD kostet. Die Influencer, die diese Erdbeere gekauft haben sind viral gegangen.
Lösungsansätze gegen Lebensmittelverschwendung
Man kann dem auch entgegenwirken:
Foodsharing und gemeinschaftliche Initiativen
Ob über Plattformen wie foodsharing.at oder lokale Fairteiler – immer mehr Menschen teilen übrig gebliebene Lebensmittel miteinander. Auch viele Cafés, Bäckereien oder Supermärkte geben überschüssige Ware ab.
Gerettete Lebensmittel nutzen
Ein einfacher, wirkungsvoller Weg: bewusst zu jenen Produkten greifen, die sonst im Müll gelandet wären. Viele Projekte bieten Kisten mit geretteten Lebensmitteln an. Diese sind günstiger, bunt gemischt und leisten gleichzeitig einen Beitrag gegen Überkonsum und Wegwerfmentalität.
Bewusste Vorratshaltung und Planung
Wer seine Einkäufe plant, spart Geld und vermeidet Müll.
Dazu gehört:
· den Kühlschrank im Blick behalten
· Reste kreativ verwerten
· auf Haltbarkeitsangaben achten
· regelmäßig durchsehen, was noch da ist
Meal-Prepping oder das Erstellen von Wochenplänen kann helfen, auch im stressigen Alltag den Überblick zu behalten.
Zusammengefasst
Lebensmittel sind stark vom Überkonsum betroffen. Rund ein Drittel aller produzierten Lebensmittel wird weggeworfen. Ursachen sind Überproduktion, falsche Lagerung, Missverständnisse beim Mindesthaltbarkeitsdatum und unrealistische optische Standards. Steigende Preise und geringes Einkommen zwingen viele Menschen zu stark verarbeiteten Produkten, während andere sorglos entsorgen. Social Media verschärft das Ungleichgewicht. Lösungsansätze gibt es: durch Foodsharing, den bewussten Griff zu geretteten Lebensmitteln, gute Vorratsplanung und kreative Resteverwertung lässt sich Müll vermeiden.