Der Begriff Fast Fashion ist keineswegs neu. Bereits 1997, also vor 28 Jahren (Stand 2025), tauchte er erstmals in einem Artikel der New York Times auf. Darin ging es um den Modekonzern ZARA, der damals mit einem revolutionären Konzept auf sich aufmerksam machte: Vom Entwurf bis zum Ladenregal vergingen gerade einmal 14 Tage.
Im Laufe der Jahre folgten zahlreiche weitere Marken diesem Geschäftsmodell darunter H&M, Primark, Forever 21 und zuletzt vor allem der Online-Riese Shein, der mit einem noch extremeren Tempo Schlagzeilen machte. Doch wie ist es möglich, in so kurzer Zeit derart große Mengen an Kleidung zu produzieren?
Was ist Fast Fashion?
Wörtlich übersetzt heißt Fast Fashion „schnelle Mode“, also Kleidung, die in kürzester Zeit entworfen, produziert und zu extrem niedrigen Preisen verkauft wird.
Das Ziel dahinter? Möglichst schnell auf neue Trends reagieren und ständig neue Kollektionen auf den Markt bringen, damit Konsument*innen das Gefühl haben, sie müssten immer wieder nachlegen.
Die Produktion von Fast Fashion Kleidung
In den letzten Jahren ist Fast Fashion immer wieder negativ aufgefallen. Viele große Marken stehen zunehmend in der Kritik, weil sie hemmungslos Designs von kleinen Labels oder Designernkopieren. Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Das eigentliche Problemliegt in der Art und Weise, wie diese Kleidung produziert wird. Fast Fashion wird in Ländern wie Bangladesch, China, Indien, Vietnam oder der Türkei gefertigt, wo Arbeitsrechte kaum durchgesetzt werden und der Tageslohn oft unter einem Euro liegt.
Die Materialien? Meist Kunstfasern wie Polyester oder minderwertiger Baumwollmix. Damit die Stoffe bunt, glatt oder „cool used“ aussehen, werden sie mit giftigen Chemikalien gefärbt, gebleicht oder beschichtet. Auf Umwelt- oder Gesundheitsschutz wird dabei wissentlich ignoriert.
Ein gern genutztes Marketing-Argument: „Recyceltes Polyester“. Klingt nachhaltig, ist es aber kaum. Denn Polyesterfasern selbst können theoretisch zwar recycelt werden, aber ist der Aufwand sehr hoch (und teuer). Stattdessen stammt das recycelte Material meist aus alten PET-Flaschen bzw. Hartplastik, das zu Fasern geschmolzen wird.
Sind die Teile einmal fertig, geht’s auf große Reise: per Schiff, LKW oder Flugzeug quer über den Globus, direkt in die Regale der Konsumwelt. Über den CO₂-Ausstoß müssen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen.
Verkauf von Fast Fashion Pieces
Viele von euch waren vermutlich schon mal bei H&M. Und jedes Mal das gleiche Bild: neue Kollektionen, neue Farben, neue Trends. Die Kleidungsstücke, die man beim letzten Besuch noch bewundert hat, hängen jetzt im Abverkauf.
Doch wer genauer hinschaut, erlebt oft eine bittere Überraschung: Die Nähte reißen bereits auf, der Reißverschluss ist defekt, bei einem anderen Teil fehlt schon ein Knopf. Da kommt einem unweigerlich die Frage nach der Qualität hoch und ob diese gegen Schnelligkeit und Masse eingetausch wurde.
Entsorgung von Fast Fashions
Viele Kleidungsstücke finden nie einen Besitzer. Was nicht verkauft wird, wandert zurück in zentrale Lager. Die Konzerne haben unterschiedliche Methoden, mit der überschüssigen Ware umzugehen. Die meisten davon haben mit Nachhaltigkeit wenig zu tun:
Verbrennen
Manche Konzerne lassen unverkaufte Kleidung verbrennen. Aus pragmatischen Gründen: Es spart Lagerkosten und macht Platz für neue Kollektionen. Doch nicht nur Fast-Fashion-Marken bedienen sich dieser Methode. Auch große Luxuslabels greifen zur Verbrennung, um ihren Markenwert zu schützen, denn was nicht mehr existiert, kann auch nicht billig weiterverkauft oder kopiert werden. Jedoch werden beim Verbrennen von Kleidung, insbesondere aus synthetischen Materialien wie Polyester, große Mengen CO₂ und giftige Schadstoffe freigesetzt. So verursacht ein T-Shirt, das niemals getragen wurde, etwa 2 bis 3 Kilogramm CO₂-Emissionen.
Deponien
In Ländern mit wenig Umweltkontrollen landet überschüssige Kleidung oft auf offenen Müllhalden. Teilweise wird sie als vermeintliche „Spende“ in Entwicklungsländer verschifft, nur um dort als unbrauchbarer Müll zu enden. Bekannte Beispiele sind Ghana oder Chile, wo riesige Textilberge mit gravierenden Folgen für Umwelt und Gesundheit wachsen.
Zerstörung
Manche Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter und zerstören Kleidung absichtlich, bevor sie entsorgt wird. Jacken werden zerschnitten, Shirts aufgeschlitzt, Schuhe durchlöchert. So sollen Diebstahl, Weiterverkauf oder eine spätere Second-Hand-Nutzung verhindert werden. Lieber kaputt als weitergegeben – ein bitteres Symbol für den Wert, den Kleidung in diesem System tatsächlich hat.
Rebranding oder Umlabeln
Eine etwas subtilere Methode ist das Umlabeln alter Kollektionen. Dabei werden die Etiketten geändert oder die Kleidung als neue Linie deklariert und anschließend in anderen Märkten weiterverkauft, meist in Osteuropa, Asien oder Afrika. Dort werden die Stücke oft zu extrem niedrigen Preisen angeboten. Zwar wird die Kleidung in diesem Fall nicht vernichtet, doch auch hier steht meist nicht der nachhaltige Gedanke im Vordergrund, sondern das schnelle Loswerden von Überschuss.
Was sind die Merkmale von Fast Fashion
1. Produktion in Niedriglohnländern
2. Billige Materialien wie Polyester oder Baumwollmix
3. Weite Lieferwege
4. Schnelle, trendbasierte Kollektionswechsel
5. Extreme Abverkäufe
6. Nicht verkaufte Ware wird zerstört oder unter einem anderen Label noch günstiger weiterverkauft
Fazit
Nicht jeder Mensch hat die Möglichkeit, hochwertige und langlebige Kleidung zu kaufen. Viele sind auf günstige Mode angewiesen und greifen deshalb zu Fast Fashion. Doch es gibt Alternativen.
Second-Hand-Shops bieten eine gute Möglichkeit, bewusst und gleichzeitig preiswert einzukaufen. Natürlich finden sich auch hier Kleidungsstücke von Fast-Fashion-Marken. Aber: Diese wurden bereits produziert und jemand hat sie gespendet, in der Hoffnung, dass sie weitergetragen und nicht verbrannt, deponiert oder zerstört werden.
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