Wenn Mikrotrends sich weiter aufspalten

viktring

Wir haben in unserem letzten Blogartikel die Mikrotrends beleuchtet. Allerdings sind wir damit noch nicht fertig, denn selbst Mikrotrends können noch mal eigene Mikrotrends bekommen.

Warum?

Mikrotrends haben dann eigene Mikrotrends, wenn…

  • ein Trend selbst so schnelllebig wird, dass er sich in Unterströmungen auffächert, (z. B. Academia wird zu Dark & Light Academia)
  • oder die Suche nach Individualität ihn weiter zersplittert.

Gegentrends

Newtons drittes Gesetz: Jede Bewegung erzeugt eine Gegenbewegung.

So entstand der Trend Underconsumption Core als Reaktion auf den allgegenwärtigen Überkonsum in den Feeds: 100 Kerzen, endlose Schminksammlungen, Bücherstapel wie in einer Privatbibliothek.

Plötzlich zeigten Menschen ihre abgetragenen Schuhe, alte Nachtcreme und Taschen aus Schulzeiten. Für viele war das erfrischend und wurde selbst zum Trend.

Heute ist der Hype abgeflaut. Zwar existiert „Deinfluencing“ noch, aber eher vereinzelt.

Nischenidentitäten

Bei Nischenidentitäten suchen Menschen zwar nach Zugehörigkeit, allerdings auch nach Individualität.

Jeder neue Hashtag kann zum ästhetischen Mikrokosmos werden und wird genutzt, um Sichtbarkeit zu erlangen. Ein Mikrotrend mit genug Aufmerksamkeit wird zur Vorlage für weitere Mikroästhetiken.

Statt einfach „Y2K“ folgt „Cyber Fairy Y2K“ oder „Grunge Y2K Techwear“. Jeder findet seine spezifische Ecke.

Trend-Selling: Wie Mikrotrends Kaufspiralen auslösen

1. Mikrotrends erzeugen den Drang zur Vervollständigung

Hier greift Trend-basiertes Konsumtriggern, auch Need Amplification genannt. Der Trend selbst erzeugt das Gefühl, „noch nicht komplett“ zu sein.

Beispiel: Du kaufst ein Lippenöl. Der aktuelle Trend sagt dir: Dazu brauchst du den passenden Highlighter, den neuesten Primer und ein Haarspray, das nach künstlicher Erdbeere riecht.

Der erste Kauf (Lippenöl) wird so zur Eintrittskarte in eine ganze Produktwelt. Der Rest ist eine Konsumspirale entlang des Trends.

2. Untertrends = präzises Anfüttern

Hier bewegen wir uns in Richtung Cross-Brand-Monetarisierung oder Trend-Ökosystem-Strategie. Je kleinteiliger ein Trend wird, desto gezielter können neue Produkte platziert werden.

Beispiel: Du hast ein Labubu? Dann gibt es noch eine Zahnspange, eine Mini-Handtasche und die passende Maniküre dazu. Was wie Individualität aussieht, ist in Wahrheit hypergenaue Vermarktung.

Der ursprüngliche Kauf verwandelt sich in ein Ökosystem, bei dem mehrere Anbieter am gleichen Hype mitverdienen.

Was heißt das jetzt für uns?

Trends kommen und gehen und sie werden immer schneller. Wir entscheiden, wie viele wir mitmachen. Wer versteht, wie Mikrotrends und die Verkaufsstrategien dahinter funktionieren, kann bewusst wählen statt blind zu konsumieren.

Vielleicht brauchen wir gar keinen neuen Mikrotrend, sondern mehr Mut zum eigenen Stil. Weniger Kopieren, mehr Kreieren. Und genau das funktioniert am besten gemeinsam: Wenn wir Geschichten teilen, die Bedeutung haben, statt Dinge, die nur kurz glänzen.

Dafür braucht es keinen vollen Warenkorb. Kreativität, Nachhaltigkeit und Individualität entstehen oft gerade dann, wenn wir mit dem arbeiten, was schon da ist. Das ist nicht nur smarter Konsum. Das ist ein Trend, der bleiben darf.