Wie sieht es in Fast-Fashion-Fabriken aus?

viktring

Du stehst im Laden, ein T-Shirt für 5,99 €. Greifbar günstig, schnell gekauft. Doch während wir uns über das Schnäppchen freuen, stellt sich eine unbequeme Frage: Wer bezahlt den eigentlichen Preis für dieses Stück Stoff?

Hinter den Kulissen der Fast-Fashion-Fabriken

Viele Kleidungsstücke, die später westliche Läden füllen, stammen aus Fabriken in Ländern wie Bangladesch, Indien, Vietnam oder Äthiopien. Dort arbeiten Millionen Menschen unter extremen Bedingungen: zwölf oder mehr Stunden täglich, oft in stickigen, überfüllten Räumen, mit alten Maschinen und kaum Schutz vor Staub, Chemikalien oder Hitze. Besonders Frauen verdienen nur einen Bruchteil eines existenzsichernden Lohns, und in manchen Fällen arbeiten sogar Kinder, unsichtbar für Konsument:innen im globalen Norden.

Zahlen und Fakten

Der Mindestlohn für Textilarbeiter:innen in Bangladesch liegt aktuell bei Tk 12.500, also etwa € 100–110 pro Monat (Fair Labor Association, 2024). Ein existenzsichernder Lohn („Living Wage“) wird auf etwa Tk 53.104 pro Monat geschätzt – rund € 450 (Asia Floor Wage, 2024). Selbst mit dem offiziellen Mindestlohn deckt der Verdienst nur rund ein Fünftel des notwendigen Lebensunterhalts. Arbeiter:innen müssen oft mehrere Jobs annehmen oder Überstunden leisten, um über die Runden zu kommen.

Täglich verlassen Millionen Kleidungsstücke die Fabriken, viele davon nur für eine kurze Lebensdauer. Berichte über Shein-Fabriken zeigen: Arbeiter:innen schuften bis zu 18 Stunden am Tag, oft sieben Tage die Woche, in überfüllten Räumen ohne ausreichende Pausen. Schutzmaßnahmen fehlen, Löhne liegen weit unter einem existenzsichernden Niveau, Überstunden sind die Regel. Diese Bedingungen sind kein Einzelfall, sondern Teil eines Systems, das auf Billigproduktion und Tempo setzt und gesundheitlich riskant bleibt.

Folgen für uns alle

Die Schattenseite der Fast Fashion endet nicht an den Fabriktoren. Flüsse in Produktionsländern sind durch Chemikalien verschmutzt, CO₂-Emissionen treiben die Klimakrise an, und die gewaltigen Mengen an Billigkleidung landen nach kurzer Zeit im Müll. Gleichzeitig verlieren wir Konsument:innen den Bezug zu Kleidung. Ein T-Shirt wird zur Wegwerfware, sein Wert kaum mehr spürbar. Das Ergebnis: Ein Teufelskreis aus Überproduktion, Ausbeutung und Umweltzerstörung.

Was wir tun können

Wir sind nicht machtlos. Jeder Kauf ist eine Entscheidung und jede Entscheidung kann Veränderung anstoßen:
1. Reflektieren: Warum kaufe ich das? Brauche ich es wirklich, oder ist es nur ein Trend?
2. Bewusst konsumieren: Slow Fashion, faire Labels und langlebige Kleidung statt kurzlebiger Teile.
3. Alternativen nutzen: Second-Hand, Kleidertausch oder Reparieren verlängern den Lebenszyklus von Kleidung.
4. Informieren und weitergeben: Aufklären im Freundeskreis oder in Social Media, um Bewusstsein zu schaffen.

Fazit

Fast Fashion hat einen hohen Preis – bezahlt von Menschen, die in den Fabriken arbeiten, und von unserer Umwelt. Doch wir können etwas verändern. Indem wir Trends nicht blind folgen, sondern bewusste Entscheidungen treffen, schaffen wir ein Gegengewicht. Mode sollte Freude bereiten. Aber echte Freude entsteht dann, wenn niemand dafür leiden muss.